[hoerBUCHtipps]
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  Am Anfang war das Wort: Zur Geschichte des Hörbuchs

Seit Mitte der 90er Jahre gewinnt das Hörbuch zunehmend an Bedeutung. Doch dieses Medium ist älter, als viele glauben: Im Jahr 2002 konnte es bereits seinen 125. Geburtstag feiern.
Es mag viele verwundern, aber das Hörbuch hat das Licht der Welt früher erblickt als alle Musikaufnahmen. Denn der erste Tonträger überhaupt war ein Hörbuch.
Im Jahr 1876 erfand Thomas Alva Edison (1847 - 1931) als wissenschaftlicher Leiter des "Menlo Park Laboratoriums" den nach ihm benannten "Phonographen". Diese Sprechmaschine bestand aus einer Trommel - der sogenannten "Edison-Walze" - , und einen darauf gewickelten Staniolstreifen , auf dem eine Schreibspitze Vertiefungen eindrückte. Beim Abspielen wurde die Trommel von Hand gedreht. Dabei bewegte die Schreibspitze eine Membran, die die Sprache oder Musik wiedergab.
1877 machte Edison selbst die erste Aufnahme mit seiner neuen Erfindung. Er sprach einen Kinderreim auf: "Mary had a little Lamp". Dann brach er in Gelächter aus. Damit war die erste Tonaufnahme zugleich auch das erste Hörbuch.
Zunächst entwickelte sich die neue Technik aber in eine andere Richtung: nachdem die Wiedergabequalität einigermaßen erträglich war, nutzte man den Edisonschen Phonographen zum Abspielen von Musik. Denn während beim Lesen von Büchern vor dem inneren Auge - mehr oder weniger plastische - Bilder entstehen, können sich nur die wenigsten Zeitgenossen beim Lesen von Noten-Partituren den Klang einigermaßen gut vorstellen.
Neben das Abspielen von Aufnahmen mit dem Grammophon trat 1923 die Fernübertragung von Geräuschen. Der erste Rudnfunksender nahm am 23. Oktober 1923 in Berlin seinen Betrieb auf. Die "Radio-Stunde" sendete vom "Vox-Haus" aus Musik, die Bands im Sendestudio meist direkt einspielten.
Schon 1924 verzeichnete das Programm neben der Musik auch Hörspiele. Doch lag der Schwerpunkt der Sender, die inzwischen in allen Regionen Deutschlands entstanden waren, eindeutig bei der Musik-Unterhaltung.
Für die weitere Entwicklung des Hörbuchs waren vor allem zwei Personengruppen maßgeblich, die eine Eigenschaft vereint: Sie können nicht oder nicht gut lesen. Blinde Menschen udn kleine Kinder sind deswegen stärker auf das Vorlesen angewiesen, weil sie sich Literatur nur über die akustische Wiedergabe erschließen können.
1931 veranlasste die Kongress-Bibliothek der Vereinigten Staaten von Amerika (USA) deswegen die Entwicklung eines akustischen Lesesystems für Blinde. Heraus kam das sogenannte "Readaphon".
1952 erschien in den USA das erste kommerzielle Hörbuch.
1954 gründete die Deutsche Blindenstudienanstalt (BliStA) in Marburg die Deutsche Blinden-Hörbücherei (DBH). Sie verschickte speziell aufgesprochene Hörbücher an blinde Empfängerinnen und Empfänger in aller Welt. Aufgespielt wurde die Literatur - überwiegend Belletristik - auf unhandliche Tonbandspulen. Damit hatten viele Hörer - häufig späterblindete Menschen im Rentenalter - erhebliche Schwierigkeiten.
Wesentlich einfacher war das Abspielen von Schallplatten, seitdem beim Grammophon der Handbetrieb mit Kurbel durch einen Elektromotor ersetzt worden war. Auf den Czellak-Scheiben erschienen Ende der 50er Jahre auch schon erste Hörspielaufnahmen. Oft waren sie ursprünglich für das Radio produziert worden.
Bei der Internationalen Funkausstellung wurde im August 1963 eine neue Erfindung vorgestellt: Der Cast ettenrecorder. Fas 40 Jahre lang sollte er die Lebensgewohnheiten ganzer Generationen junger Leute mit prägen. Die DBH stellte ihre Produktion zu Beginn der 70er Jahre auf Toncassetten um. Diese Maßnahme erleichterte den Versand und die Rücksendung der entliehenen Hörbücher erheblich.
Auch für Kinder gewann die Wort-Cassette in den 70er und 80er Jahren mehr und mehr an Bedeutung. Oft waren darauf Geschichten und Kinderlieder gemischt.
1975 folgte mit "Books on Tape" der weltweit erste kommerzielle Hörbuchverleih. Die lange Zeit erfolgreiche Verleihkette von Paul Rush, die Auswahl und Rückgabe von Audiobooks von der West- bis zur Ostküste ermöglichte, musste leider aufgegeben werden, da die Kosten für Reinigung, Reparatur und Ersatz die Einnahmen überstiegen.
Der Siegeszug des "Alkman" - eines kleinen, tragbaren Cassettenrecorders - und die allgemeine Infiltration elektronischer Medien in dne Alltag verhalfen dem Hörbuch ab Anfang der 90er Jahre schließlich auch in deutschland zu seinem Siegeszug. 1994 haben sich sieben Hörbuchverlage - darunter die Deutsche Grammophon, Bertelsmann, BMG-Ariola und der Hörverlag als gemeinsames Tochterunternehmen bedeutender Buchverlage wie Suhrkamp und Piper - zur "Interessengemeinschaft Wortcassette" (IWC) zusammengeschlossen. Wachstumsraten von mehr als 15 Prozent monatlich führten zu einer raschen Expansion des deutschen Hörbuchmarktes.
Erschienen 1995 noch mehr als 80 Prozent der Hörbücher auf Toncassette, so stieg der Anteil der CDs in den folgenden Jahren deutlich an. Zur Buchmesse 2003 teilen sich Cassette udn CD den Markt zu ungefähr gleichen teilen. Dabei nimmt der Anteil der CDs ständig zu. Gleichzeitig drängen auch neue Formate wie "MP3" auf den Markt.

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