Spürbar zugenommen hat der Andrang zur Leipziger Buchmesse. Sie wurde am Mittwoch (24. März) in der Neuen Messe Leipzig eröffnet. Zu Ende ging die Bücherschau am Sonntag (28. März) mit einem Besucherrekord: Erstmals sahen sich mehr als 100.000 Menschen die Leipziger Buchmesse an.
Im Jahr 2004 feiert die europäische Radiowelt einen runden Geburtstag. Das Hörspiel wird 80 Jahre alt. Deshalb stand die ARD-Radionacht der Hörbücher im Zeichen dieses Jubiläums. Der von der "Buchwerbung der Neun" initiierte Publikumspreis "HörKules" wurde am Freitag (26. März) zum vierten Mal verliehen.
Mehr als 100 Hörbuchverlage und alle ARD-Anstalten zeigten in einem großzügig gestalteten Ausstellungsbereich in der Messehalle 3 ihre aktuellen Produktionen. Prominente Sprecher, Autoren, Produzenten und Kritiker trafen sich zu Live-Lesungen, Präsentationen und Gesprächsrunden im ARD Hörbuch-Forum. Im FOCUS Hörbuch-Caf‚ warteten interessante Vorträge und Podiumsdiskussionen rund um das Thema Hörbuch auf das Publikum.
Das ARD-Hörbuchforum und der Hörbuch-Gemeinschaftsstand in der Messehalle 3 sind mittlerweile schon fester Bestandteil der Leipziger Veranstaltung. Leider konnte das Programm des Hörbuchforums in diesem Jahr - zumindestens am Donnerstag (25.März) - nicht ganz an die gute Vorjahrstradition anknüpfen. Lesungen und Hörbuchpräsentationen im überfüllten Forum reihten sich pausenlos aneinander, ohne dass intensiver über das Medium Hörbuch diskutiert worden wäre. Diese Debatten wurden in das neugegründete Focus-Hörbuch-Café ausgelagert. Gerade diese Expertengespräche machen aber einen besonderen Reiz aus und vermitteln tiefere Einblicke in die Branche.
Der geht es auch 2004 nach wie vor gut. Allerdings sind die Zuwachsraten und die Zukunftserwartungen ein wenig geringer geworden. Immer mehr Verlage haben das Hörbuch angesichts seiner eindrucksvollen Verkaufserfolge und - immer noch - zweistelligen Umsatzsteigerungen als mögliche Gewinnquelle ausgemacht. So buhlt eine größere Zahl von Anbietern um die Gunst der Hörerschaft. Auch prominente Sprecher langen bei ihren Honoraren inzwischen kräftiger zu. Nutzungsrechte von Buchverlagen oder Hörspielproduzenten werden schließlich auch immer teurer.
Hinzu kommen Downloads aus dem Internet als neuer Verbreitungsweg neben Cassette, CD und DVD. Damit haben die Hörbuchverlage genau die selben Probleme wie die Musikindustrie. Sie müssen sich und ihre Produkte vor Raubkopien schützen und trotzdem mit Einnahmeausfällen durch deren illegale Verbreitung rechnen.
All diese Probleme kamen beim ARD-Hörbuchforum nicht vor.Es präsentierte derweil unter Protestrufen des Publikums das - unprofessionell aufgeführte - Playback einer Mädchenband, deren Mitglieder nun auch bei einer Hörspielproduktion mitgemacht haben. Neben "Audio"-Stars wie Christian Brückner und Heinz Ratz lasen auch Fernseh-Stars wie Ulrich Wickert. Da reichten die vorhandenen Stühle im Hörbuchforum bei weitem nicht aus.
Expansiv entwickelt sich auch immer noch die Zahl der deutschen Hörbuchverlage. Ein Neuling ist HÖRWERK Leipzig. Seit eineinhalb Jahren ist der Leipziger Kleinverlag aktiv. Zu seinen Spezialitäten zählen alte Hörspielproduktionen des DDR-Rundfunks ebenso wie beispielsweise das "Kommunistische Manifest" von Karl Marx und Friedrich Engels.
Nach zwölf Jahren möchte der Jumbo-Verlag richtig erwachsen werden. Hatte der Spezialist für Kinder-Hörbücher bislang nur vereinzelt auch Aufnahmen für Erwachsene in seinem Programm, so baut er diesen Bereich nun systematisch aus. Die Kundschaft soll mit den Hörbüchern von Jumbo erwachsen werden und der Marke ihrer Kindheit auch später treu bleiben.
Großen Gewinn zieht Jumbo freilich aus seinen Produktionen für Kinder und Jugendliche. Allein Cornelia Funkes " Tintenherz" hat sich innerhalb eines halben Jahrs in seinen verschiedenen Hörbuchausgaben 22.000mal verkauft. Die Autorin schreibt derweil an einer Fortsetzung und bereitet in Hollywood eine Verfilmung des Stoffs vor. Das wird auch dem akustischen "Tintenherz" sicherlich noch einmal einen kräftigen Schub geben.
Von dem Erfolg der Hörbuchbranche profitiert natürlich auch die Messe. Aussteller rund um die Präsentation des Hörbuchs im Buchhandel waren dieses Jahr erstmals in der Halle 3 zu finden. Und wenn auch der Andrang auf dem lichtdurchfluteten Messegelände in Leipzig immer noch nicht so dicht ist wie bei der Frankfurter Buchmesse, so dürfte er sich gegenüber den Vorjahren beinahe verdoppelt haben. Der Messeleitung geht es da kaum besser als den Käufern der Kinder-Hörbücher: Es kann große Freude bereiten, mit dem Hörbuch erwachsen zu werden.
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