"Ich werde ein Glanz!"
Das ist der große Traum der Protagonistin aus Irmgard Keuns Roman "Das kunstseidene Mädchen". Das gleichnamige Hörbuch ist 2003 im Ullstein Hörverlag erschienen. Auf vier CDs mit einer Gesamtdauer von 268:41 Minuten spricht Fritzi Haberlandt den ungekürzten Buchtext.
Irmgard Keun ist 1905 in Berlin geboren. Sie hatte mit den Romanen "Gilgi - eine von uns" (1931) und "Das kunstseidene Mädchen" (1932) sensationelle Erfolge. 1933 beschlagnahmten die Nazis ihre Bücher. 1935 ging Keun ins Exil.
Inhalt der Geschichte "Das kunstseidene Mädchen" ist der Traum der jungen Doris ein "Glanz" zu werden. Sie langweilt sich als Sekretärin. Jeden Tag nichts als Briefe tippen und dann noch dieser unangenehm zudringliche Chef. Nein, das ist nicht das Leben, dass sie sich vorstellt. Sie wird ein Superstar. Sie geht nach Berlin. Dort soll die Männerwelt der guten Gesellschaft ihr bei der Verwirklichung ihres Traums helfen. Doris lässt sich von ihnen einladen und manchmal auch mehr. Die reichen Herren bieten ihr Hilfe an, wollen letztendlich aber nur das eine von ihr. Die erträumte Karriere als "Glanz" bleibt Illusion. Nichts desto Trotz ist Doris nicht unter zu kriegen. Sie weiß, was sie will.
Die Sprecherin Fritzi Haberlandt ist ebenfalls in Berlin geboren. Ihre ersten Bühnenerfolge feierte sie mit Robert Wilson. Seit 2000 ist sie am Hamburger Thalia Theater engagiert. 2001 erhielt sie den bayrischen Filmpreis als "Beste Nachwuchsdarstellerin".
Haberlandt trifft mit ihrer Lesung sehr gut die Darstellung der Hauptfigur. Die Naivität und unbedachte Offenheit, der damit verbundene Witz und Charme, all das trägt sie passend dar. Mit leicht kindlicher Stimmlage erzählt sie die Geschichte der jungen Doris. Der Inhalt und die Art und Weise der Figur sind hierbei konform.
Durch diese jugendlich naive Erzählweise stellt Keun leider den literarischen Anspruch etwas in den Hintergrund. Auch wenn der Roman inhaltlich nur bedingt zu Wünschen übrig lässt, fehlt es dem Stück an packender Dynamik. Bei einer Dauer von mehr als 260 Minuten fällt es nicht immer leicht, der Geschichte aufmerksam zu folgen.
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