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  Verschwörungen: Der Führer muss beseitigt werden

"Das Attentat muss erfolgen, koste es, was es wolle. Denn es kommt nicht mehr auf den praktischen Zweck an, sondern darauf, dass die deutsche Widerstandsbewegung vor der Welt und der Geschichte den entscheidenden Wurf gewagt hat." Diese Sätze sprach Oberst Henning von Tresko wenige Tage vor dem Attentat auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944 zu General Klaus Graf Schenk von Stauffenberg und seinen Helfern. Das Feature "Der Führer muß beseitigt werden" von Hans Sarkowicz beschäftigt sich mit den zahlreichen Versuchen, den Diktator des Deutschen Reiches zu stürzen. Es geht der Frage nach, warum insgesamt 42 größtenteils bis ins kleinste Detail geplante Attentate immer wieder scheitern konnten. Sarkowicz stellt nicht nur eindrucksvoll die Hintergründe des wohl bekanntesten Anschlagsversuchs vom 20. Juli 1944 dar. Er beleuchtet auch detailliert die anwachsenden Widerstandsaktivitäten. Die deutsche Wehrmacht erlitt im Russland-Feldzug immer größere Verluste. Daher wuchs der Unmut. Es bildeten sich größtenteils gutorganisierte und weitvernetzte Wiederstandsgruppen. Hervorgehoben werden in dem knapp 75-minütigen Feature auch die unterschiedlichen Motive, die die einzelnen Umstürzler hatten. So kam es nicht selten vor, dass viele Verschwörer anfangs dem Führer frenetisch zugejubelt und seine Herrschaft unterstützt hatten. Viele - so auch Stauffenberg - hatten sogar für Hitler in Polen und Frankreich gekämpft.
Doch die ab 1937 immer offensichtlichere Kriegspolitik führte zu starkem Widerstand im mittleren und rechten Spektrum. Sein Vorhaben, die Eroberung neuen Lebensraumes, hatte Hitler zwar bereits 1923 in "Mein Kampf" dargelegt. Dem wurde jedoch keine Beachtung geschenkt. Den Plan, Österreich und die Tschechoslowakei dem Deutschen Reich einzuverleiben, wollten Generaloberst Franz Halder und General Erwin von Witzleben verhindern.
Halder plante 1938 den Staatsstreich, der jedoch nicht die Ermordung Hitlers beinhalten sollte. Ein Stoßtrupp um den ehemaligen Freikorps-Kämpfer Friedrich-Wilhelm Heinz sollte in die Reichskanzlei eindringen und Hitler festnehmen. Witzlebens Truppen und seine Helfer sollten alle wichtigen Dienststellen besetzen und den Umsturz über Rundfunk bekanntgeben. Hitler sollte vor Gericht gestellt werden. Damit sollten alle Verbrechen bekannt gemacht werden.
Die Verschwörer glaubten fest an das Gelingen ihres Unternehmens, da die meisten Deutschen keinen erneuten Krieg wollten. Doch die Appeasement-Politik Englands und die überraschende Unterzeichnung des Münchner Abkommens Ende September 1938 zerschlugen die Pläne der Widerständler. Die Tschechoslowakei trat das Sudetenland ab und Hitler versprach den Frieden.
Eindrucksvoll wird auch der minutiiöse Attentatsversuch von Georg Elser dargestellt. Der Schreiner und Uhrmacher aus Königsbrunn hatte die Ermordung Hitlers für den 8. November 1938 geplant. An diesem Tag hielt der Führer seine traditionelle Rede vor den Veteranen der NSDAP. Elser deponierte eine selbstgebastelte Bombe mit einem Zeitzünder in einer Säule neben der Rednertribüne im Münchner Bürgerbräukeller. Doch der Zufall kam Hitler nicht das erste Mal zu Hilfe.
Mit zahlreichen Tondokumenten aus der beschriebenen Zeitschafft es Sarkowicz, das Feature lebendig zu gestalten. Gespräche mit Zeitzeugen und Rundfunk-O-Töne vermitteln dem Zuhörer eine eindrucksvolle Vorstellung von den Schwierigkeiten, ein Attentat zu planen und zur Ausführung zu bringen. Allerdings muss das Feature sehr aufmerksam verfolgt werden, da ansonsten der Überblick aufgrund der vielen Namen und Daten verlorenzugehen droht. Die Produktion des Hessischen Rundfunks (HR) lädt ein, aus dem Geschichtsunterricht oder den vielen im Fernsehen ausgestrahlten Dokumentationen erworbenes Wissen aufzubessern. Dieses Feature ist auf jeden Fall spannend und lehrreich.

Hans Sarkovicz, "Der Führer muss beseitigt werden"
Gelesen von
1 CD, Laufzeit 75 Minuten
Produktion: Hessischer Rundfunk (HR)
© 2004 by Hoerverlag
ISBN: 3-89940-400-9

 

 

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