"Man braucht nicht viel, um glücklich zu sein. Ein Versteck, gutes Gras, ein Selbstgespräch und das Versprechen, dass alles so bleibt, wie es ist." Mit dieser Einstellung geht Franz durch sein Leben. Jeder Versuch, nicht als "nutzloser inkompetenter Gymnasiast" zu sterben, scheitert an seiner Faulheit und seinem Mangel an Geduld.
In seinem Hörbuch "Franz oder Warum Antilopen nebeneinander laufen" erzählt der schweizer Autor Christoph Simon von der Schulzeit des Gymnasiasten Franz. Das 58-minütige Hörbuch ist auf Cd erschienen. Der Autor spricht selbst in fünf Kapiteln.
Der unehrgeizige Franz lebt in einer kleinen Stadt am Anfang der schweizerischen Alpen. Die gesamte Schulzeit über war er "bekifft wie ein Maulwurf auf dem Hochseil". Um seinen Haschisch-Konsum zu finanzieren, war er als Junior-Partner bei seinem Schulkameraden Heinz eingestiegen. Franzens Arbeit beschränkte sich auf das verkaufen von Joints. Besonders den Rekruten in der Stadt stand er "alternativ-medizinisch" bei.
Drei Jahre nach seinem ersten Joint gibt Franz den Handel aus moralischen Gründen auf. Er hat keine Lust auf Sozialarbeit oder einen Verweis aus dem Gymnasium, was die Folgen einer Gerichtsverhandlung gewesen wären. Da er aber aufgrund seiner "arbeitsscheuen Seele" nicht legal an Geld und somit an Cannabis kommen kann, muss eine Lösung her. Nachdem der Eigenanbau fehlgeschlagen ist, entschließt er sich, das Geld ungefragt vom Konto seiner Eltern zu "leihen".
Franz wünscht sich in seinem Leben keine Veränderung. Am liebsten würde er sein Leben lang das Gymnasium besuchen. Dieses Leben verbindet er mit Sorglosigkeit, Freude und Wohlbefinden. Erwachsen zu sein und somit die Zukunft assoziiert er allerdings mit den Wörtern "nützlich", "abgebrüht", "tatkräftig" und "kreditwürdig". Die Erwachsenenwelt ist für ihn eine "Welt, in die niemand freiwillig reingezogen werden will, es sei denn, er sei ernsthaft am Kopf verletzt.
Franzens kleine eigene Ideologie, die er dem Zuhörer im Laufe des Hörbuchs verständlich macht, ist durchwachsen von Ereignissen, die er während seiner Schulzeit erlebt hat und die ihn bewegt haben. Den Tod des Quizmasters Robert Lemke, seinen behinderten Bruder Julian sowie seinen Schwarm Venezuela und seine Prorektorin Doro Apfel schließt er mit ein.
Der erste Eindruck von Simons Roman ist genauso nichtssagend wie sein Titel. Es passiert nichts Aufregendes in Franzens Leben und er durchlebt eine Phase, die wohl fast jeder Teenager mal durchmacht.
Auf den zweiten Blick jedoch ist der Roman faszinierend und sehr gelungen. Das Eingeständnis eines Schülers, dass er es bisher zu Nichts gebracht hat und auch in Zukunft zu nichts Großartigem bringen wird, ist beeindruckend dargestellt. Der Autor erzählt den Roman, als wäre er mitten aus dem Leben gegriffen, sodass sich viele mit Franzens Leben identifizieren können. Zugleich stößt Simon sie wahrscheinlich aber auch vor den Kopf. Denn wer gesteht sich schon ein, dass er in seinem Leben noch nicht viel erreicht hat?
Außerdem nimmt der Autor kein Blatt vor den Mund, was den Zuhörer jedoch zum schmunzeln bringen sollte. Das interessante Hörbuch ist unkompliziert und in einfacher Sprache erzählt. Doch kann Simon seinen Schweizer Dialekt nicht so gut verbergen, wie er gerne würde. Das macht das Zuhören zu einer kleinen, aber dennoch überwindbaren Anstrengung.
Und wer ganz genau hinhört, erfährt sogar, warum die Antilopen nebeneinander laufen.
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