Eine vernuschelte Stimme a la Udo Lindenberg kündigt an, dass ein Felix Riga in einer Stunde sterben werde und die Vorbereitungen für seine Beerdigung bereits getroffen seien. Auch das Ermittlungsergebnis stehe schon fest. Mit diesem Hinweis beginnt das Kriminalhörspiel "Der Tod ist kein Geschäft".
Es ist das erste Drama, das Heiner Müller unter dem Pseudonym Max Messer verfasst hat. Der Rundfunk der DDR hat es 1962 erstmals gesendet.
Das Kriminalhörspiel des damals erst Dreißigjährigen spielt im Amerika der 20er Jahre. Jazz-musik in Kneipen, Namen wie Bloomfield, Ricks oder Canetti verraten außerdem Ort und Zeit des Geschehens.
Zwei rivalisierende Banden kämpfen um das Monopol in der Vergnügungsgesellschaft von Las Vegas. Der Vergleich zu einem Schachspiel drängt sich auf, wenn Ricks und Canetti - die zwei Bandenführer der Stadt - ihre Puppen tanzen lassen, mit ihnen taktieren und planen. Gegenseitig spielen sie Anhänger der einen Partei gegen die der anderen aus nach dem Motto "der Zweck heiligt die Mittel".
Schließlich muss eine wichtige Schlüsselfigur dran glauben: der Jazz-Sänger Bloomfield. Mord und Bestechung werden zu einer routinemäßigen Geschäftssache, die skrupellos abgewickelt wird. Das steht indes völlig konträr zum Titel des Hörstücks.
Mysteriös und undurchsichtig bleibt allerdings die Rolle des Polizeichefs in diesem Spiel. Es riecht nach Korruption, die selbst in Institutionen einzieht, die doch eigen tlich damit beauftragt sind, sie zu bekämpfen.
Auch nur ganz nebenbei deutet das Hörstück auf Parallelen von Regierung und Unterwelt hin, die in der Wahl ihrer Mittel kaum noch voneinander zu unterscheiden sind. Dabei wird natürlich immer deutlicher, wer wen regiert.
Das Stück des whisky-trinkenden DDR-Dramatikers bewegt sich zielsicher auf einen Abgrund zu, vor dem der Hörer nach 60-minütiger Spieldauer fragend und etwas irritiert zurückgelassen wird, just in dem Moment, wo die Spannung enorm ansteigt und der Hörer alles mögliche erwartet, nur nicht das!
Unter dem Vorwand, das kapitalistische Amerika zu meinen, ist das Kriminalhörspiel wohl eigentlich eine Abrechnung mit dem seinerzeitigen DDR-Regime. Es ist eher ein Polit-Thriller als ein Kriminalhörspiel.
Diese kurzweilige Produktion des Rundfunks der DDR verbreitet ein unverbraucht lebendiges Flair, das in den Bann zieht, wie es heutige Hörspiele nur selten vermögen. Es wirkt leicht unterkühlt, aber schwungvoll und mitreißend. Empfehlenswert!
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