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  Erschütternde Realität: Die besten deutschsprachigen Reportagen

"And the winner is ...". So oder ähnlich wird es wohl gelautet haben bei der Verleihung des Egon-Erwin-Kisch-Preises 2004. Vergeben wird dieser begehrte Journalistenpreis für die besten deutschsprachigen Print-Reportagen. Die Gewinner des Jahres 2004 sind nun auf insgesamt drei CDs mit einer Gesamtspieldauer von rund 220 Minuten im Audio Media Verlag unter dem Titel "Die besten deutschsprachigen Reportagen" als Hörbuch erschienen.
Neben den drei Gewinner-Texten "Das letzte Gefecht" von Ullrich Fichtner (DER SPIEGEL), "Siegfrieds Erbin" von Harald Martenstein (DER TAGESSPIEGEL) und "Schröders Spiel" von Matthias Geyer, Horand Knaup, Hartmut Palmer und Gerd Rosenkranz (DER SPIEGEL) sind fünf weitere Reportagen zu hören, die 2004 für den Egon-Erwin-Kisch-Preis nominiert waren. Mit dabei sind "Tod einer Geisel" von Andreas Albes (STERN), "Im Niemandsland der Wahrheit" von Annette Ramelsberger (Süddeutsche Zeitung), "Max hat es getan" von Andreas Dietrich (NZZ FOLIO), "Kettenmenschen" von Wolfgang Bauer (FOCUS) und "Die verratenen Brüder" von Andrea Böhm (DIE ZEIT). Christian Schult setzt die Texte mit seiner einprägsamen Stimme eindrucksvoll um.
Es ist ein bunter Mix, der dem Hörer hier geboten wird. Und eigentlich auch wieder nicht, handelt es sich doch bei allen Geschichten um erschütternde Lebenswirklichkeiten der modernen Welt: Max wird als treuer Schweizer Bürger durch ein persönliches Unglück zum Devisengangster. Michaela kostete ihr Eigensinn als Geisel das Leben. Thema ist auch ein totgeprügelter Junge, der sich zu spät wehrte. Das Spektrum reicht bis hin zum Ränkespiel der Bundesregierung, wobei diese Reportage mit abstand die amüsanteste der gesamten Produktion ist.
Jede Story ist in sich geschlossen und hinterlässt beim Hörer zumeist nur ein Loch. Es ist ein Loch von Emotionen, Erschütterung und Zweifeln an der Gesellschaft. Das wirklich Bedrückende ist überdies, dass diese Geschichten der Wirklichkeit entlehnt sind. Sie sind keine Fiktion.
Nach der Lektüre kann der Hörer sich nicht aufatmend zurücklehnen, um sich seiner beschaulichen Wirklichkeit zu erfreuen. Es sind Geschichten, die die Feder des Lebens diktiert hat. Deshalb ist klar, dass es jedem so ergehen kann wie den unfreiwilligen Protagonisten dieser Reportagen.
Insgesamt ist die Produktion äußerst anregend und - trotz des bedrückenden Realitätsgehalts - kurzweilig. Der Sprecher Christian Schult ist eigentlich ein Newcomer. Seine Stimme ist aber schon berühmt. Denn Schult ist der Sohn von Rolf Schult. Der ist als Sprecher ja alles andere als ein unbeschriebenes Blatt. Seine fantastisch gelassene Stimme ist etwa als Synchronstimme von Hannibal Lektor aus der Produktion "Das Schweigen der Lämmer" oder auch als Captain Picard des Raumschiffs Enterprise der "Next-Generation"-Serie bekannt. Die Ähnlichkeit der Stimmen von Vater und Sohn ist extrem groß.
Mit Christian Schult hat der Verlag das sprichwörtliche Tüpfelchen auf das berühmte i gefunden. Stets in Ruhe verharrend, jedoch dramatisch ausgereift, liest er jeden Text in gleicher Meisterschaft.
Die Tonqualität der CDs ist hervorragend und lässt keine Wünsche offen. Die Idee des Verlags, Ein- und Ausleitungen der Reportagen jeweils mit ansprechender klassischer Musik zu unterlegen, rundet das Bild gelungen ab.
Für jeden journalistisch interessierten Hörbuchfreund ist diese Produktion ein absolutes muss. Aber auch Laien, die sich gerne mit Schicksalen und Lebensläufen auseinandersetzen, werden an diesem Hörbuch ihre wahre Freude haben. Also eine ausgesprochene Hörempfehlung, ohne Wenn und Aber.

Ullrich Fichtner, Harald Martenstein und andere, "Die besten deutschsprachigen Reportagen"
Gelesen von Christian Schult
3 CDs, Gesamtdauer 220 Minuten
© 2005 by Audio Media Verlag
ISBN: 3-93784706-5

 

 

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