René Descartes hatte in einem Ofen die zündende Idee. Martin Luther wurde bei Blitz und Donner bekehrt. Ignatius von Loyola erwischte es nach einem Kanonenschuss. Nachdem er Bein und Karriere aufgeben musste, wandte er sich religiösen Themen zu. Loyola ordnete sein Leben auf der Grundlage von Exerzitien neu, die er - verschriftlicht - auch anderen Christen zur Verfügung stellte.
Ignatius von Loyola entstammt einem spanischen Adelsgeschlecht. 1545 gründete er im Zuge seiner Bekehrung den Jesuiten-Orden, der sich in den Dienst der christlichen Mission, Bildung und der Gegenreformation stellte.
Das Hörbuch "Geistliche Übungen" setzt den Hauptakzent aber weniger auf die historischen Fakten und Begebenheiten des Ordens und seines Gründers, sondern auf die "Exerzitien", die sich angeblich heute noch großer Beliebtheit erfreuen. Die CD ist Anfang 2005 beim Morus-Verlag erschienen.
Zwei Patres aus dem Jesuiten-Orden lesen brav und gewissenhaft. Sie bereiten die Hörer auf die Exerzitien vor. Anstrengend sei es, aber groß der Lohn. Wer es einmal versuchen will, muss sich einem strengen Reglement unterziehen, viel Geduld mitbringen.
In der Tat: Das fängt schon beim Hören dieser CD an, auf der Pater Thomas Griesbach (SJ) im Wechsel mit Pater Vitus Seibel (SJ) die Übungsanleitung vorlesen. Vier Wochen dauert die Prozedur, die nicht nur den geistigen Einsatz des Gläubigen fordert. Im Wechsel von Sitzen, Stehen, Liegen soll sich der Hörer bestimmte Dinge vorstellen. Ja mehr: Er soll sich solange in diese Vorstellungen hineinversetzen, bis er sie schließlich mit allen Sinnen begreift. So soll sich der brave Katholik den Leibhaftigen vergegenwärtigen, als ob er ihn sehe, rieche und schmecke.
Diese Exerzitien dürften streng katholischen Hörern, für die eine Jungfrauengeburt genau so realistisch ist wie die Auferstehung eines Toten, indes keine Probleme bereiten.
Auch in biblische Szenarien aus dem Alten wie Neuen Testament soll sich der Übende emotional hineinversetzen. So soll er sich Babylon - den Inbegriff des Bösen - im Kampf gegen Jerusalem denken, dessen Armee von keinem geringeren angeführt wird als Jesus, dem Retter und Heiland. Fast drängt sich die Vermutung auf, dass diese Anweisung aus den Exerzitien nicht auch George W. Bush beim Angriff auf den Irak inspiriert haben könnten, der ja auch im Dienste des Guten das Böse vernichten will!
Nicht erst am Ende des Hörbuchs fragt man sich, ob jener Unfall des Ignatius von Loyola nicht auch noch andere Arreale in Mitleidenschaft gezogen hat als nur das Bein.