Als erstes fällt die Banderole um die CD auf. Bei genauerem Hinsehen ist eine reliefartige Struktur des Papiers zu bemerken. Das Hörbuch "Das Papierhaus" von Carlos María Domínguez stellt also schon durch sein Aussehen einen handgreiflichen Bezug zum Titel her.
Erschienen ist es im Sommer 2005 bei Eichborn-Lido. Gelesen wird das Hörbuch von Jürgen Tarrach. Der Fernseh- und Filmschauspieler wurde unter anderem durch seine Rolle in "Die Musterknaben" bekannt.
Thema ist die Kriminalgeschichte um ein Buch. Welches Geheimnis verbirgt sich hinter diesem Buch? Die Frage stellt sich ein Professor für spanische Literatur an der Universität Cambridge. Seine Kollegin ist bei der Lektüre eines Buches durch einen Autounfall ums Leben gekommen. Der Verstorbenen ist das Buch von einem Bekannten zugesandt worden.
Obwohl er alle Hände voll zu tun hat und nun auch noch die Vorlesungen der Verstorbenen übernimmt, lässt das Rätsel um das geheimnisvolle Buch dem Wissenschaftler keine Ruhe. An dem Buch sind Rückstände von Zement und Mörtel zu finden.
Nach längerem Zögern beschließt der Professor deshalb, das Buch an seinen Absender zurückzugeben. Deswegen begibt er sich auf die Suche nach dem Absender.
So beginnt eine verwobene und spannende Geschichte um die Macht von Büchern. Die Erzählung handelt von der Leidenschaft, sich mit Büchern zu beschäftigen. Es geht um den Einfluss von Büchern auf unser Leben. Es ist die Geschichte eines Menschen, der sich den Büchern verschrieben hat und bis an die Grenze seiner Leidenschaft vordringt.
Nicht nur wegen der spanisch klingenden Namen, sondern auch durch die Atmosphäre fühlt man sich in die Zeit der Kolonialherren zurückversetzt. Große Teile des "Papierhauses" spielen in der spanisch sprechenden Welt.
Zahlreiche Passagen handeln von Reiseeindrücken aus Buenos Aires und Montevideo. Doch immer kommt der Erzähler auf die eigentliche Passion zurück: Bücher und wie man ihnen begegnet, sie aufbewahrt, mit ihnen oder gegen sie arbeitet.
Tarrachs Stimme passt sich wellenartig der melancholischen Grundstimmung dieser Erzählung an. Es gelingt ihm Domínguez wortgewaltige Sprache auf besondere Weise in den Vordergrund treten zu lassen, indem er selbst seine Stimme zurückhaltend einsetzt.
Besonders sensibel lässt er die Passagen um die Leidenschaft bei der Beschäftigung mit Büchern hervortreten. Diese gedankenartigen Passagen unterbrechen den Handlungsverlauf und besitzen eine exponierte Stellung im Aufbau dieser Erzählung.
Durch sein Einfühlungsvermögen macht er aus dem Hören ein Ereignis besonderen Ranges. Das kann den Zuhörer dazu verführen, sich selbst auf die Suche nach den verborgenen Schätzen der hohen Literatur zu begeben.
|