Guido Brunetti ist Krimi-Freunden nun schon seit einigen Jahren ein Begriff. Mit "Beweise, dass es böse ist" ist seit September 2005 bereits der 13. Fall des sympathischen Kommissars aus der Lagunenstadt Venedig als Hörbuch erhältlich. Der Roman wurde von Christoph Lindert ungekürzt auf 7 CDs aufgesprochen. Erschienen ist er im Verlag Steinbach Sprechende Bücher.
Während Brunettis Urlaub wird eine alte Frau erschlagen in ihrer Wohnung aufgefunden. Für die Polizei scheint der Fall zunächst reine Routine zu sein: Schnell fällt der Verdacht auf die rumänische Haushälterin, die nach dem Tod der alten Dame verschwunden ist. Die Fahndung führt die Beamten schnell zu der Tatverdächtigen, die gerade mit dem Zug Italien in Richtung Rumänien verlässt.
Als die verängstigte Frau kopflos vor den Polizisten flieht, verunglückt sie tödlich. Der Fall wird als gelöst zu den Akten gelegt. Als jedoch Commissario Brunetti zurück in Venedig ist, taucht eine Zeugin auf. Sie gibt der Haushälterin nicht nur ein Alibi, sondern beschreibt die Ermordete als boshaft, geldgierig und geizig. Gegen den Widerstand seines Vorgesetzten und seines Kollegen nimmt Brunetti die Ermittlungen erneut auf.
Beweise das es böse ist überzeugt nicht in erster Linie durch die Kriminalhandlung. Der Fall ist nur mäßig spannend. Brunettis Ermittlungen treten über weite Strecken des Romans auf der Stelle. Die Auflösung ist unspektakulär und erscheint am Ende fast nebensächlich. Es sind die Charaktere und ihre sich dem Hörer nach und nach erschließenden Beziehungen, die den Reiz des Romans ausmachen.
Brunettis Gedanken über die korrupte italienische Gesellschaft, seine Gespräche mit seiner Frau Paola und die subtilen Machtkämpfe innerhalb der Questura machen den eigentlichen Reiz des Romans aus. Nebenbei kann der Hörer die Atmosphäre Venedigs erahnen und sich von den kulinarischen Reizen Italiens locken lassen.
Christoph Lindert trägt mit seiner warmen und tiefen Stimme entscheidend dazu bei, dass dieses Audiobuch ein unterhaltsamer Hörgenuss ist. Langjährigen Fans wird Lindert ebenso wie die Hauptfiguren des Romans ein alter Bekannter sein, da er sämtliche bisher erschienenen Brunetti-Romane aufgesprochen hat. Er trifft mit seiner ruhigen und gelassenen Sprechweise genau den gemächlichen Erzählstil der Autorin. Seine Sprechweise variiert nur, um manchen Hauptfiguren eine spezifische Stimmlage zu verleihen oder extreme Stimmungen wiederzugeben. Ansonsten liest Lindert zurückhaltend und lässt der Phantasie des Hörers genug Raum für eigene Vorstellungen.
"Beweise, dass es böse ist" ist kein Roman für Freunde von spannungsgeladenen und aktionsreichen Krimis. Auch Hörer, die gerne bei verzwickten Fällen mitkombinieren, kommen bei Donna Leon nicht auf ihre Kosten. Wer aber auf hintergründige Charakterbeschreibungen und Fälle mit dezentem Bezug zur gesellschaftlichen Realität schwört, wird hervorragend unterhalten.
Ein großer Pluspunkt für das Hörbuch ist, dass der Roman nicht gekürzt wurde, wie es häufig bei Hörbuchausgaben von Bestsellern der Fall ist. Weiterhin fällt positiv auf, dass am Anfang jeder CD Romantitel und CD-Nummer aufgesprochen wurden. Der gute Gesamteindruck wird auch durch die Tatsache nur geringfügig geschmälert, dass sich beim inzwischen 13. Roman gewisse Handlungs- und Erzählmuster wiederholen.
Das Hörbuch ist die optimale akustische Lektüre für einen entspannten Abend nach einem anstrengenden Tag. Eingefleischte Fans werden den Roman ohnehin verschlingen und sich danach schon auf den nächsten Fall freuen.