Johann Wolfgang von Goethe hat die Stadt mit Paris verglichen. An die 20 Liebschaften soll der Dichterfürst in seiner Zeit als Jurastudent in Leipzig gehabt haben. Die Geschichte des Magiers Dr. Faustus hat er höchstwahrscheinlich bei einem seiner vielen Trinkgelage in Auerbachs Keller kennengelernt.
Einige nette Schmonzetten und Geschichten enthält das zur Leipziger Buchmesse 2013 erschienene Hörbuch " Spaziergang durch Leipzig". Darüber hinaus erfährt der Zuhörer aber auch Wissenswertes und Interessantes über die Stadt, ihre Geschichte und ihre Kultur.
79 Minuten lang entführen Catherine Bader und Jürgen Deppe die Hörer in die Vergangenheit und die Gegenwart der Messestadt. Von der Ankunft am Hauptbahnhof aus schlagen sie einen Bogen durch die Straßen und Plätze der Innenstadt und den Marktplatz bis hin zu berühmten Lokalitäten. "Auerbachs Keller" lassen sie dabei ebensowenig aus wie das Café "Zum arabischen Coffee-Baum".
Lebendige Atmosphäre vermitteln O-Töne vom einfahrenden Zug am Bahnsteig und der Durchsage an die Reisenden, vom Schlag der Glocken oder den Straßengeräuschen in der Stadt. Hinzu kommen Aussagen berühmter Bürger wie dem Sänger Sebastian Krummbiegel von den "Prinzen", dem Pfarrer Christian Führer, dem "Baulöwen" Jürgen Schneider, dem Kabarettisten Bernd-Lutz Lange, dem Politiker Wolfgang Tiefensee oder dem Maler Sieghard Gille.
Prominenz aufgefahren hat die Produktionsfirma Geofon auch mit dem Sprecher Peter Sodann. Gelegentlich ergänzt Ute Loeck die eher bedächtig vorgetragenen Ausführungen des bekannten Leipziger Schauspielers mit Hintergrundinformationen.
Auch Kenner der Stadt erfahren dabei durchaus noch Neues. Von der Bedeutung der Messe und ihrer weltweit prägenden Vorbildfunktion berichtet das Hörbuch ebenso wie von der "Stadt der Bücher" oder der außergewöhnlich erfolgreichen Kunstszene.
Leipzigs berühmtesten Sohn Johann Sebastian Bach wird mit Einspielungen seiner Musik ebenso Tribut gezollt wie dem Thomanerchor und dem Gewandhaus-Orchester. Auch die entscheidende Rolle Leipzigs bei der deutschen Wiedervereinigung wird eindrucksvoll gewürdigt.
Etwas zu lokalpatriotisch wirkt eine euphorisch ausgedehnte Passage über Leipzigs erfolglose Bewerbung zur Ausrichtung von Olympischen Spielen. Durchaus interessant ist die Geschichte vom Investor Schneider zwar; seine "Peanuts"-Betrügereien verharmlost das Autorengespann indes ein wenig nach der abgewirtschaftten DDR-Devise "Der Zweck heiligt die Mittel". Immerhin erfährt der belustigte Hörer aber, dass das Bild des Mephisto in Auerbachs Keller Schneiders Gesichtszüge trägt.
Insgesamt jedoch ist das Hörbuch ausgesprochen gut gelungen. Nach den 79 kurzweiligen Minuten möchte man am liebsten sofort in den nächsten Zug nach Leipzig einsteigen.