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  Verworrene Verhältnisse: Mein finnischer Großvater

Wozu Gefühle von unerfüllter Liebe und Demütigung Menschen bringen können, zeigt eindrücklich Andrea Camilleris 1992 erschienener Kriminalroman "Jagdsaison".
Mit dem Postdampfer "König von Italien" trifft 1880 ein vermeintlich Fremder im sizilianischen Vigata ein.
Ein alter Mann, der seit Jahren so gut wie kaum spricht, erkennt ihn als den Sohn des Alfonso la Matina, der vor zwanzig Jahren hier ermordet worden ist. Die Mörder trachteten auch dem damals zehnjährigen Fofo nach dem Leben, doch er konnte sich retten und verschwand aus Vigata.
In mystisch-ängstlicher Vorahnung der kommenden Ereignisse preßt sich der Alte ein "Heilige Jungfrau!" heraus, und ist überzeugt davon, daß Fofo nur eins im Sinn hat: ihn zu erschießen. Bevor das geschehen kann, gibt er sich selbst dem Meer hin.
Fofo ist nach Vigata gekommen, um die Enkeltochter des Alten, Ntonto, wiederzusehen, in die er sich als Junge verliebt hatte.
Der Freitod des Alten stachelt Fofos Rachelüste an: Standesunterschiede verboten es ihm einst, seine Angebetete zu bekommen. Er meint nun, Hoffnung auf Heirat könne es für sie beide geben, wenn alle Familienmitglieder Ntontos stürben.
Nacheinander kommen in den folgenden Monaten alle nahen Angehörigen des Mädchens um.Intrigen innerhalb der Familie lenken die Aufmerksamkeit zunächst von dem "rechtschaffenen" jungen Apotheker, der in die Fußstapfen seines Vaters getreten ist, ab. Vermeintliche Erklärungen lassen sich immer wieder in den Reihen der eigenen Familie und deren Angestellten finden.
Nicht "jedermanns Sache" ist wohl die vulgäre Grundstimmung des Buches. Obszönes Geschlechts- und Fäkal-Vokabular wird genutzt, um all die vielen Liebeleien mit Ehegatten oder Geliebten und die dadurch auftretenden Konflikte "en detail" zu erzählen.
Überlange, kompliziert verschachtelte Sätze können das Hörvergnügen ebenfalls beeinträchtigen. Daran vermag auch der ansonsten überzeugende Sprecher Frank Arnold nichts zu ändern. Den gekonnten Modulationen seiner Stimme ist es zu verdanken, daß die Hörer den Überblick über die große Anzahl handelnder Figuren nicht verlieren.
Am Ende macht sich nach all der aufwendigen "Aufklärungsarbeit" Enttäuschung über die simple Lösung des Falls breit.
Dem Autor ging es anscheinend auch eher um eine pornographische Schilderung promiskuitiver Verhältnisse als um einen spannenden Krimi.
Der durchaus kritikwürdige Roman wurde von dem im Jahr 2001 erschienenen Audiobuch indes auf hörenswerte Weise umgesetzt.

Marjaleena Lembcke, "Mein finnischer Großvater"
gelesen von Ulrike Folkerts
Regie: Martina Deppe-Spinelli und Thomas Lotz
© 2001, Print-Erstveröffentlichung 1993
2 Wortcassetten, Laufzeit 137 Minuten
Uccello Verlag GmbH, Bad Lippspringe
ISBN: 3-933005-25-6

 

 

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