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  Aufrüttelnd: Ich bin des Regenbogens angeklagt

"Reden Sie doch jetzt nicht von Entfremdung. Reden Sie doch jetzt nicht vom 20. Jahrhundert. Reden Sie doch jetzt nicht vom Tod der Individualität" schreibt Thomas Brasch in seinem Gedicht "Das hab' ich mir gedacht". Genau das tut Heinz Ratz auch nicht. Er trägt Gedichte vor. Aber das macht er nicht auf gewöhnliche Weise.
Das Hörbuch "Ich bin des Regenbogens angeklagt" vereint Lyrik bAutoren wie unter anderem Dieter Wellershoff, Lutz Rathenow, Tanja Dückers, Manfred Schwab oder Michaela Seul. Gemeinsam ist allen Texten, dass sie sich "gegen Rechts" und für Toleranz aussprechen.
Der Schauspieler, Autor und Sänger Ratz seufzt, brüllt, haucht, spricht und singt die Gedichte auf eine Art, die vor allem Jugendliche ansprechen soll.
Unterstützt durch poppige Sounds und Rhythmen schmeicheln sich die Texte den Hörgewohnheiten der neuen Generation an. Das ist auch ein Grund, warum Ratz mit den Gedichten nicht vom 20. Jahrhundert spricht. Er will die Jugend des 21. Jahrhunderts erreichen. Dabei sollen Jugendliche nicht nur an Lyrik herangeführt werden. Es geht vor allem um Toleranz. Moderne Themen wie Faschismus, Krieg, Tod, Gewalt, Missbrauch, Umweltverschmutzung und Angst werden behandelt. Dabei wird der Zuhörer nicht geschont. Nichts wird entfremdet dargestellt oder beschönigt.
Ratz bedient sich nicht der traditionellen Vortragsweise. Er gestaltet jedes Gedicht anders. Die Individualität ist nicht tot. Mal gibt es einen Dialog, mal singt Ratz oder mischt fordernde Rhythmen dazu.
Das Gedicht "Mäxchen" von Stefan T. Pinternagel singt Ratz in Form eines Kinderliedes vor. Lustig und beschwingt möchte man als Zuhörer mitsingen. Doch handelt das Lied von Gewalt und Mord.
So macht das Gedicht deutlich, wie heutzutage mit brutalen Themen umgegangen wird. Gerade das setzt Ratz auf faszinierende Weise um. Die Gedichte mit recht schwieriger Thematik wirft er dem Hörer nicht einfach vor die Füße. Durch seine fordernde, zurücknehmende oder ironische Darstellung regt er vielmehr zum Nachdenken an, als das ein einfacher Vortrag könnte. Die Themen der Gedicht bleiben haften.
In dem Gedicht "Szenenwechsel" von Lutz Rathenow wirft ein Spaziergänger einem entgegenkommenden Mann an den Kopf "Unter Hitler hätte man dich vergast". Eine sehr ironische Liebeserklärung an sein "Vaterland" ist "Mein Deutschland", das Ratz aus verschiedenen Gedichten von Axel Kutsch zusammengesetzt hat.
Die Hörer sind entsetzt, traurig oder nicken zustimmend mit dem Kopf. In jedem Fall nehmen sie nichts gleichgültig hin. Das hat Ratz sicherlich so gewollt.

Alexander Amberg Verena Blecher Thomas Brasch Tanja Dckers Ulrike Kleinert Reiner Kunze Axel Kutsch Radjo Monk Stefan T. Pinternagel Lutz Rathenow Heinz Ratz Udo Scheer Michaela Seul Manfred Schwab Stevan Tontic Dieter Wellershoff Michael Wildenhain, "Ich bin des Regenbogens angeklagt"
Gelesen von Heinz Ratz
Produktion: Thomas Mrochen
© 2001
1 CD, 60 Minuten
Audiobuch-Verlag, Freiburg
ISBN 3-933199-72-7

 

 

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