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  Bissige Grausamkeit: Roter Drache

Er schlägt mit Vorliebe bei Vollmond zu. Seinen Opfern verpasst er Bissspuren, in den Häusern der getöteten Familien hinterlässt er ein Blutbad. Vergeblich versucht das FBI, Verbindungen zwischen zwei Familien-Morden herzustellen...
Thomas Harris "Roter Drache" erzählt die spannende Suche nach einem grausamen Serienmörder. Im Heyne-Verlag ist der Roman des Autors von "Das Schweigen der Lämmer" nun auch als Hörbuch erschienen.
Sonderermittler Will Graham wird vom FBI gebeten, sich an der Aufklärung zweier Morde an Familien aus Florida zu beteiligen. Er hatte mit seiner Fähigkeit, sich in den Täter hineinzuversetzen, schon den Massenmörder und Psychiater Hannibal Lecter gefasst. Graham bittet Lecter um seine Meinung zu den grausamen Mordtaten des aus der Presse als "Zahnschwuchtel" bekannten Täters. Doch Lecter tritt über verschlüsselte Zeitungsannoncen mit dem Mörder in Kontakt, so dass bald das Leben von Graham und seiner Familie auf dem Spiel steht. Es beginnt eine spannende Jagd nach dem geisteskranken Täter, der noch vor dem nächsten Vollmond gefasst werden muss, um weitere Morde zu verhindern.
Thomas Harris zeigt die Geschichte des beißenden Mörders von zwei Seiten: Zum einen werden die Zuhörer Zeugen der Methoden des FBI. Haargenau lässt sich nachvollziehen, wie sich Ermittler Graham in die Psychologie des Täters hineinarbeitet und welche Indizien ihn auf die Spur der Morde führen. Zum anderen werden die Taten aus der Sicht des Mörders gezeigt. Er filmt seine Opfer vor und nach ihrem Tod, Zuhause sitzt er dann geifernd vor dem Fernseher und durchlebt die Extase der Tat noch einmal. Zur Freude aller Hobby-Psychoanalytiker wird auch die Kindheit des Täters dargestellt. Eine Kindheit, die bestimmt ist von Demütigung, denn er wird mit einem offenen Gaumen und durch seine schiefe Mundpartie entstellten Gesicht geboren.
Die Auflösung des Falles ist zweifellos spannend, doch statt sich auf neues Terrain vorzuwagen, werden alte Klischees bestätigt. Der Täter hatte eine schreckliche Kindheit, bekam zu wenig Liebe und reagiert mit der Tötung glücklicher Familien. Sein mangelndes Selbstbewusstsein gleicht er aus, indem er versucht so zu werden wie der "Rote Drache" auf dem Bild an seiner Wand. Harris setzt keine neuen Ideen um, was das Täterprofil oder die Ermittlung angeht.
Peter Hallwachs spricht das Ganze ruhig und gelassen, sein Tonfall hat fast etwas gleichgültig-Teilnahmsloses. Die grausamen Schilderungen und der fesselnde Inhalt sind sehr aufreibend, so dass der Gleichmut des Erzählers effektvoll ist und nicht unpassend wirkt. Verwirrend ist diese Sprechweise jedoch bei Dialogen, denn Hallwachs verändert seine Stimme so unmerklich, dass teilweise nicht deutlich wird, wer spricht. Ein wenig schauspielerische Verfremdung der einzelnen Personen wäre gut gewesen, um ihnen stimmlich mehr Profil zu verleihen. Hervorragend sind seine Schilderungen, seine rauhe Stimme mit guter Artikulation machen ihn zu einem Sprecher, dem man gerne zuhört.
Thomas Harris "Roter Drache" bietet auf drei CDs über 191 Minuten recht spannende Unterhaltung, die ganz dem gängigen Horror-Kriminal-mainstream entspricht. Es gibt sicher scharfsinnigere, sprachlich unterhaltsamere Kriminal-Hörbücher. Doch ist diesem Hörbuch zugute zu halten, dass der Tathergang und die Psychologie des Täters in ihrer Grausamkeit schwer zu übertreffen sind.

Thomas Harris, "Roter Drache"
Gelesen von Hans Peter Hallwachs
Produktion und Regie: Margrit Osterwold
Laufzeit: 191 Minuten
© 2001, Print-Erstveröffentlichung 1981
Wilhelm Heyne Verlag, München

 

 

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