Als Polizeihauptwachmeister Werner Rolfs kennen ihn viele aus den Tatort-Krimis. Auf der Hörbuch-Produktion "Ich, Kreatur..." zeigt sich Klaus Löwitsch von einer ganz anderen Seite. Bereits auf dem Cover der CD ist er abgebildet in schwarzer Jacke, aus der ein ernstes, aber kraftvolles Gesicht blickt. Ähnlichen Charakter hat die 130 minütige Aufnahme mit Gedichten, die der bekannte Schauspieler selbst ausgewählt hat.
Diese Gedichtsammlung umfasst ein breites Spektrum an existentiellen Themen. Sie handeln vom Sinn, vor allem aber Unsinn des Lebens, von Sehnsüchten, Wünschen, Freundschaften, Liebe oder dem Tod. Originell ist auch die eigenwillige Komposition, wenn Löwitsch in fliehendem Wechsel lyrische Ergüsse des gottlosen Francois Villon und Sinnsprüche von Meister Eckardt, dem frommen Mystiker, rezitiert.
Aus dem melancholischen Grundtenor des weitgespannten Monologs erspürt man eine gesunde Trotzhaltung. " Nur Aufgeben ist Stillstand.", heißt es bei Bert Brecht. Charles Baudelaire hingegen gibt einen anderen Rat: "Es ist Zeit, euch zu berauschen!" "Tapferkeit, die stärkt, Eigensinn, der Spaß macht und Geduld, die Ruhe gibt" empfiehlt Hermann Hesse in seinem Gedicht "Vorweg ein Wort..." Die Texte von Bert Brecht, Francois Villon, Jean Cocteau oder Georg Trakl sind eingängig, aber nicht platt und kitschig wie diverse Verschenkgedichte zum Muttertag. Sie wollen nicht beschönigen oder verdrängen, sondern Antwort geben auf Sinnfragen oder Widrigkeiten des Lebens. Außerdem wollen diese Verse einfach nur gefallen in ihrer schlichten Eleganz.
Mit professioneller Verwandlungskunst transportiert Löwitsch die Stimmungen dieser in Inhalt und Form so unterschiedlichen Gedichte. Fast mühelos und authentisch kommen sie daher. Musikalische Werke von Joseph Haydn, Paul Hindemith oder Markus Stockhausen tun ihr Übriges, um das melancholische Flair der Präsentation zu untermalen.
Wenn er einzelne Passagen aus den Paulusbriefen wiederholt, bekommt man den Eindruck, als säße Löwitsch am Schreibtisch und schiene über ihre Bedeutung nachzusinnen. Bei dem Passus "legt euren Feinden feurige Kohlen auf das Haupt", schmunzelt er, gleichzeitig nimmt er sich zurück. So bleibt es dem Leser überlassen, ob er mitlachen will.
Seine perfekte Sprechtechnik ist gepaart mit persönlicher Betroffenheit, wodurch diese Aufnahme in ihrer Natürlichkeit überzeugt. Man hat sofort den Eindruck, Löwitsch weiß, wovon er spicht. Er scheint die Abgründigkeiten des Lebens zu kennen, von denen er sich aber nicht herunterziehen läßt..
Das Hörbuch "Ich-Kreatur" informiert, unterhält und macht nachdenklich zugleich. Es ist ein Gewinn.