Er streichelt sie - hübsche, sehr blasse Mädchen. Aber von Tag zu Tag sehen sie weniger appetitlich aus. Jasper begreift das nicht. Er weiß nicht, dass die Mädchen tot sind.
Nach der literarischen Vorlage "Der Jungfrauenmörder" von Amelie Fried ist das gleichnamige Hörbuch im Frühjahr 2003 beim LIDO-Verlag erschienen. Diese 60-minütige Produktion ist ein Krimi ohne ermittelnde Polizei. Auch sind Täter- und Opferrolle nicht immer klar voneinander abgegrenzt. Es sind weniger die Morde, die in diesem sozialkritischen Stück schockieren. Die Katastrophe ist vorprogrammiert, wenn man wie Jasper nicht der Norm entspricht.
Es ist sicher kein Zufall, dass sein Name an den legendären Kaspar Hauser erinnert. Die anderen meiden ihn, weichen ihm aus, ergreifen die Flucht, schimpfen ihn "Monster". Selbst seine Mutter lehnt ihn ab. Der Grund: Der kleine Jasper ist geistig behindert.
Auf seiner verzweifelt unbeholfenen Suche nach menschlicher Nähe tötet er, ohne es zu wollen. Es ist rührend zu hören, wie Christian Berkel den kindlich wirkenden Jasper zum Leben erweckt, wenn er sagt: "Jasper ist lieb" oder "Ich will doch niemandem wehtun." So anrührend, wie Berkel die Figur des Jasper rüberbringt, so brutal mimt er die gereizt wirkende Mutter.
Auch sonst macht das Hörbuch die soziale Kälte greifbar, die Jasper umgibt. Es ergreift.
Die Geschichte endet abrupt, die Autorin Amelie Fried läßt den Hörer mit einem großen Fragezeichen zurück. Man hofft auf Gerechtigkeit, die eine andere ist als es das juristische Strafmaß vorsieht. Doch man ahnt: Jasper wird immer Opfer bleiben.
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