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  Kalter-Kriegs-Kitsch: Red Rabbit

Was haben Ronald Reagan, Margret Thatcher, Leonid Breschnew, Juri Andropow und Karol Wojtyla gemeinsam? Alle spielen sie mit in Tom Clancys Roman "Red Rabbit"! Der Spionagethriller des amerikanischen Autors, dessen Bestseller "Jagd auf Roter Oktober" oder "Das Kartell" auch stets die Kinokassen klingeln ließen, versetzt die Leser mal wieder in die Lieblingszeit Clancys zurück: den Kalten Krieg. Auf fünf CDs mit einer Gesamtlänge von 330 Minuten erschien das rote Kaninchen im Frühjahr 2003 als Hörbuch bei Ullstein. Gelesen wurde der Wälzer in einer szenisch gekürzten Version von Hans-Peter Hallwachs, auch bekannt aus einigen TV-Krimis.
Clancys Held, der CIA-Agent Jack Ryan, hat diesmal nur eine Nebenrolle. Der Roman fungiert sozusagen als Geschichte der "Heldwerdung" Ryans, die später - in Clancys anderen Romanen - in seiner US-Präsidentschaft gipfeln würde. Hier zeichnet sich dieser Historiker und CIA-Berater das erste Mal besonders aus.
Anfang der 80er Jahre plant der KGB , Papst Johannes Paul II. umzubringen, weil der Pole droht, sein Pontifikat niederzulegen. Er möchte stattdessen zurück nach Polen gehen und dort konterrevolutionäre Kräfte unterstützen.
Ein KGB-Agent kann diesen Plan aber nicht mehr mit seinem Gewissen vereinbaren und will samt Frau und Tochter überlaufen. Die Geheimdienste CIA und SIS organisieren nun die spektakuläre Flucht in den Westen. Nachdem dies gelingt, reist Jack Ryan nach Rom und macht dem verdächtigten Russen den Garaus.
allerdings wird der Papst sogleich von einem anderen, fremden Attentäter niedergeschossen. Er überlebt, bekanntermaßen!
Die Verquickung von Fiktion und wahren Begebenheiten ist hübsch, das kann Clancy. Was er noch kann, ist, dem Leser einen bestechend detaillierten Einblick in den "Alltag" von Top-Spionen zu geben. Doch nicht nur in der Hörbuchfassung gerät dies zunächst zur aufhaltenden Fachsimpelei über geheimdiplomatisch-interne Beziehungen, Informationsstrategien, Kommunikationscodes oder Dechiffrierungstechniken . Denn eines kann Clancy nicht: jenseits thematischer Authentizität einen literarischen Anspruch entwickeln.
Clancys Prosa ist öde und stilistisch trivial. Der politische Hintergrund allerdings ist durchaus interessant: Johannes Paul II. erhob seine Stimme gegen das schwächelnde Sowjetregime und bestärkte die von Lech Walesa angeführte Solidarnosc-Bewegung in Polen.
Doch Clancys Augenmerk richtet sich nicht auf das Politische. Das handelt er oberflächlich und klischeehaft ab . Den Autor hingegen interessiert allein die "Faszination CIA". Deswegen ist dieser Thriller nicht spannend, sondern ein funktional literarisiertes CIA-Operationsprotokoll für "Top Secret"-Fans.
Hallwachs´ trockener Vortrag tut sein übriges dazu. Seine raue Männerstimme bemüht sich zwar um einen geheimnisvollen Gehalt, ist auf Dauer jedoch zu monoton. Passagen ohne "planstabsmäßigen" Bezug wirken beinahe befremdlich. So ist "Red Rabbit" kein gutes Buch zum Hören.
Wohl nicht völlig zufällig erschien Clancys Buch gerade jetzt. Es ist vor allem Balsam auf US-amerikanische Wunden, handelt es doch von der guten alten Zeit, als die gute, fortschrittliche, freie USA unter ihrem Präsidenten Ronald Reagan die Welt vor dem lügnerischen, zurückgebliebenen, kommunistischen "Reich des Bösen" beschützen wollte. Clancy erweist sich hier als rückwärtsgewandter Nostalgiker.

Tom Clancy, "Red Rabbit"
Gelesen von Hans Peter Hallwachs
© 2003 by
Ullstein-Hörbuchverlag
ISBN 3-550-09075-7
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