Lutz Rathenow schreibt Gedichte und Heinz Ratz liest sie. Doch so einfach wie dieser Satz klingt, ist das nicht. Die Hörbuchproduzenten haben viel Mühen in das "PR-Projekt" investiert. Sie wollten anscheinend alles vermeiden, was auch nur im entferntesten an kleinbürgerliche Hirschgeweihästhetik erinnern könnte. Anspruchsvoll muss es also sein. Gedichte von Lutz Rathenow müssen deshalb her und experimentelle Begleitmusik. Aber 22 relativ nichtsagende Gedichte, in 45 Minuten gelesen, gesungen, gestammelt, nerven irgendwie. Bei dem prosaischen Gedicht "Sysiphos" beispielsweise geht es um ein lyrisches Ich, das ohne Stein in eine Zeile gesperrt wird. Nunmehr der Kopf als Steinersatz wälzt einen Gedanken auf den nächsten: O.K. das bittere Schicksal des Sysiphos wird hier reproduziert. Dann kommt noch Schlafen und Aufwachen für das ewige Auf- und Ab des Steinerollens. Eine Metapher jagdt die nächste, und das mehrere Minuten lang. Man hat das Gefühl, alles aber auch wirklich alles, was den Autor an bildhaften Vergleichen zum Mythos des Sysiphos einfiel, musste rein. Hauptsache, es ist tiefsinnig und trieft ordentlich vor Weltschmerz. Den Gedichten fehlt die Konzentration auf das Wesentliche. Der Tiefsinn liegt dem übermütig wirkenden Rezitator buchstäblich auf der Zunge. Er steckt nicht zwischen bzw. hinter den Zeilen , wo er bei wirklich kunstfertigen Gedichten hingehört. Die Begleitmusik tut ihr Übrigens, um dem Hörbuch den letzten pseudokreativen Anstrich zu verleihen. Alles in allem: "Das PR- Projekt" wirkt mitunter albern und aufgesetzt, trotz deutlicher Anstrengungen, genau das Gegenteil erreichen zu wollen. Sorry, aber die Geschmäcker sind verschieden.
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