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  Verrückte Verse: Das große Ich und Du

Seine Texte reimen sich. Dennoch enthalten sie mitunter auch kleine oder größere Ungereimtheiten. "Das große Ich und Du" von Wiglaf Droste ist nicht nur eine Sammlung von Gedichten und Liebeslidern, sondern auch ein Potpouri von Humoreskem, kleinen Obszönitäten und Blasphemien. Im Herbst 2003 ist die CD erschienen.
Die Liebe scheint bei Wiglaf droste vor allem durch den Magen zu gehen. Wie sonst könnte er auf die Idee kommen, ein Liebesgedicht auf ein süßes Gelee zu schreiben. Ein anderes Gedicht verrät, warum ein "toleranter Panter" dem Morden abgeschworen hat und zum Vegetarier geworden ist, auch wenn "das Leben früher rasanter" war.
Drei Texte könnte man als "blasphemisch" charakterisieren: Einer fordert zur Verehrung des allgegenwärtigen Heinz auf. Der zweite berichtet von einer Audienz Josef Fischers beim "Heiligen Vater. Der dritte schließlich gibt Kardinal Josef Ratzinger einen praktischen Tipp, wie er seinen Wunsch verwirklichen kann, es Jesus gleichtzutun.
Kurzgedichte über die Liebe werden hin und wieder unterbrochen durch schmissige Lieder. Dabei balanciert Droste gekonnt auf dem schmalen Drahtseil zwischen Witz und Satire einerseits sowie Kitsch andererseits. Schön, aber hauchnah am Schmalz, ist der Sprechgesang "Das große Ich und Du"> Es ist ein schönes, humorvolles und zugleich doch einfühlsames Liebeslied, das kitschige Klischees erst ansteuert, dann aber ganz nah daran vorbeihuscht.
Politisch wird Droste, wenn er in seinem "Feuerwerk" die Abrissbirne geißelt, die Frage erörtert, ob man Soldaten "Faxgeräte" nennen soll oder Guido Westerwelle klassifiziert: "Alles, was er hatte, war Krawatte."
Mit lustigen Sprachspielereien debattiert er auch die Frage, ob die Deutschen nach Pisa noch Gedichte schreiben können. Das ist "eine Post-Pisa-Piesackerei".
Mitunter erinnern Drostes Verse an Robert Gernhardt oder Ernst Jandl, dann eher an Erich Kästner oder Christian Morgenstern. Manchmal könnten sie auch einfach nur zeitgemäße Schlagertexte sein. Nicht immer erscheinen sie - wie etwa "Ein toleranter Panther" - auf den ersten Blick tiefsinnig; doch meistens sind sie witzig und einfach nett.
"Jetzt muss Schluss sein mit dem Jammern!" fordert Droste am Ende der CD im hämmernden Disco-Sound. "Es ist genug", hört man da eine Stimme rufen, die klingt wie die von Konstantin Wecker.
Der Autor liest und singt seine Texte selber. Das erledigt Droste mit erstaunlicher Professionalität. Sein Vortrag ist den Texten absolut angemessen. Genau gesetzte Pausen, die gelegentliche Beschleunigung oder Verlangsamung des Sprechtempos und manchmal auch ein - fast pathetisches - Timbre in der Stimme verfehlen die gewünschte Wirkung nicht. Hinzu kommt flotte Musik von Danny Dziuk, die mal an Country-Fiddler erinnert, mal an coolen Swing, dann wieder an monotone Disco-Dröhner.
So geht die Zeit vorbei wie im Fluge. Ehe man sich´s versieht, ist die CD schon zu Ende. Manches möchte man dann gerne noch einmal hören. "Das große Ich und Du" ist einfach eine nette Unterhaltung für Spezialisten in Sachen Sprachspiele und Freunde von verrückten Versen.

Wiglaf Droste, "Das große Ich und Du"
Gelesen von Wiglaf Droste
musik: Danny Dziuk 1 CD, Gesamtdauer: 63.40 Minuten
Verlag Antje Kunstmann GmbH

ISBN: 3-88897-346-5
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