Mit rund 7.200 Ausstellern aus 101 Ländern bricht die 57. Frankfurter Buchmesse alle bisherigen Rekorde. Mehr als 280.000 Menschen haben von Dienstag (14. Oktober) bis Sonntag (23. Oktober) die größte Buchmesse der Welt besucht. Etwa 100.000 Neuerscheinungen wurden auf dem Frankfurter Messegelände vorgestellt. Mehr als 1.000 Schriftsteller wurden dazu in Frankfurt erwartet.
Gastland war diesmal Korea. Faktisch beschränkt sich das aber auf Südkorea. Der kommunistische Norden hat die Einladung ausgeschlagen.
Während die Print-Verlage nach mehreren Jahren der Stagnation nun endlich wieder Morgenluft wittern, hält der Trend zum Hörbuch weiterhin an. Zweistellige Zuwachsraten sind ein eindrucksvoller Ausdruck des ungebrochenen Interesses an akustischer Literatur. Nicht zuletzt auch deswegen versuchen sich immer noch Neulinge mit einem eigenen Hörbuchverlag.
Um die Chancen der Neugründung zu verbessern, versuchen sich die Jung-Verleger zugleich auch mit neuen Konzepten. Ein Trend geht dabei zu immer aufwendigeren und ästhetischeren Verpackungen der CDs. Extrembeispiel dafür ist der neugegründete Verlag "Edito Arte Factum". Sein Erstlingswerk "Das goldene Herz" präsentierte er auf der Buchmesse in eienr vergoldeten herzförmigen Verpackung. Auch die eingehefteten Textblätter zur szenischen Lesung des Märchens von Ralf Goy haben die Form von Herzen. Leider ist die herzige Idee der Jung-Verlegerin Anja Dauber dann aber doch ziemlich kitschig ausgefallen.
Ernsthafter um neue Formen bemüht sich der schweizerische Hörkuns-Verlag. Mit drei literarisch eher anspruchsvollen Titeln ist er im Sommer 2005 an den Start gegangen. Seine Bücher sollen zusätzlich zum literarischen Vergnügen auch ein haptisches und visuelles Erlebnis bieten.
"Auditorium Maximum" nennt sich ein neuer Verlag, der sich auf akustisch dargebotene Philosophie spezialisiert hat.
Selbstverständlich haben in Frankfurt aber auch die bekannten Hörbuchverlage ihr neues Herbstprogramm vorgestellt. Auf dem Gemeinschaftsstand der Hörbuchverlage in Halle 4.1 konnten die Freunde akustischer Literatur in der Vielfalt des immer umfangreicheren Angebots schwelgen.
Mehr und mehr gewinnt der Vertrieb von Audio-Files über das Internet an Bedeutung. Auch über Automaten möchten manche Hörbücher in Cafes und Wartezimmern anbieten. Ähnlich wie bei einer Musicbox können sich die Kunden gegen geringes Entgeld ein Audiobuch über Kopfhörer vorspielen lassen.
Für einen Verkauf über den klassischen Vertriebsweg scheint sich eine immer ausgefeiltere Ausstattung der CDs mit gedrucktem Begleitmaterial sowie die originelle Gestaltung der Verpackung durchzusetzen. Schließlich muss es sich lohnen, den Weg in den Laden auf sich zu nehmen, um dort ein Hörbuch zu erstehen.
Im Mittelpunkt steht bei alledem aber immer noch das Hörvergrnügen. Ein Highlight war dabei die Lesung von Rafik Schami am Donnerstag (20. Oktober) im "Focus Forum Hörbuch" in der Messehalle 4.1: Der aus dem syrischen Damaskus stammende deutschsprachige Autor stellte dabei "Die dunkle Seite der Liebe" vor. Dank des kongenialen Vortrags seines Sprechers geriet die vom Autor kommentierte und erläuterte Lesung zu einem eindrucksvollen Erlebnis.
Die Hörbuchfassung ist bei "Steinbach Sprechende Bücher" erschienen. Der Verlag habe seine Geschichte dahin zurückgebracht, wo sie hingehöre, erklärte Schami. Der Autor sieht sich selbst in der orientalischen Erzähltradition, die Geschichten seit "1001 Nacht" mündlich überliefert.
Die Geschichte über einen "Ehrenmord" habe er seit 30 Jahren mit sich herumgetragen. "Ehrenmorde" seien in seiner Kultur ein Tabu, über das man nicht spricht. Doch das Erlebte habe ihn bedrängt, es hinauszulassen und zu formulieren. Jetzt, wo er das Buch veröffentlicht hat, sei er ausgesprochen erleichtert, berichtete Schami.