"Es begab sich aber zu jener Zeit, dass" ein Verlag gegründet wurde. Und er nannte sich "Edito Arte Factum". Mit diesem Namen möchte die Verlegerin Anja Dauber ausdrücken, dass ihre Produkte handwerklich kunstvoll gestaltet werden.
Ihr erstes Produkt hat sie zur Frankfurter Buchmesse 2005 vorgestellt. "Das goldene Herz" ist ein "Kunstmärchen" von Ralf Goy.
Kunstvoll wirkt vor allem die herzförmige Verpackung der CD. In die goldfarbene Schatulle eingeheftet sind ebenfalls herzförmige Blätter mit dem Text der Geschichte.
Ans Herz der Hörer gehen soll auch die Geschichte. Sie beschreibt den Auszug einer Gruppe von Menschen aus dem Land Tyrannos.
Dort herrschen der Mammon, Missgunst und Zwietracht. So beschließen einige, dem Land den Rücken zu kehren und nach Malgloria auszuwandern.
Der Gruppe angeschlossen hat sich auch Johannes. Einst war er der mächtige Verwalter der Südprovinz. Deswegen betrachten viele ihn mit Misstrauen. Diese Skepsis wiederum schlägt ihm auf das Herz.
Doch "Franziskus, der alte Esotheriker" bricht eine Lanze für Johannes: "Haben wir nicht beschlossen, Missgunst und Neid zurückzulassen?", fragt er, als die Gruppe den Grenzfluss "Styx" erreicht hat.
In Malgloria bauen sich alle eine neue, friedlichere Existenz auf. Doch als in Tyrannos eine Hungersnot ausbricht, vor der viele nach Malgloria fliehen, sind die Siedler sehr in Sorge. Wieder ist es Franziskus, der ihnen ins Gewissen redet: Freuen sollten sie sich, dass sie ihre Brüder und Schwestern aus dem Heimatland endlich wiedersehen!
Zu den Flüchtlingen zählen auch die Töchter des Johannes. Als er sie erfreut in seine Arme schließt, da fällt ein goldenes Herz aus seiner Brust zu Boden.
Verlegerin Anja Dauber hat die Geschichte selbst aufgesprochen. Mit ruhiger und klarer Stimme erzählt sie alle Wendungen. Hinterlegt ist ihr Part durchgängig mit einer ruhigen kontemplativen Musik.
Die wörtliche Rede der beiden Protagonisten Johannes und Franziskus hat Ralf Goy übernommen. Mit seiner sonoren, ein wenig knarrenden Stimme spricht er die kurzen Parts aber eher wie ein Laien-Schauspieler.
Die Geschichte wirkt eher oberflächlich als anrührend. Zu einfach gestrickt ist der Gegensatz von "Böse" und "Gut". Zu schemenhaft gezeichnet sind das Ursprungsland "Tyrannos" und das verheißene Land "Malgloria". Zu einfach gestrickt sind auch die Charaktere des Johannes und des Franziskus sowie des stummen Lukas.
Durch die unterlegte Musik wirkt die ganze Produktion vollends kitschig. Ein Übriges tun dazu auch noch die gekünstelte, auf altmodisch getrimmte Sprache und einige Namen und Bezeichnungen. Johannes bezeichnet Goy als "Komtur des Königs". Üblich war diese Bezeichnung einst aber vor allem für die Verwalter der Ländereien von Klöstern. Und der Grenzfluss "Styx" bezeichnet in der griechischen Mythologie die Grenze zwischen dem Reich der Lebenden und dem Hades, wo die Toten hausen. Als symbolische Grenze zwischen dem Leben und dem Tod ist das wohl ein wenig zu dick aufgetragen.
Nach alledem fragt sich der Hörer, ob "Das goldene Herz" wohl eher ein Ergebnis des gutgläubigen Gemüts seiner Produzenten ist oder ein Versuch, das Herz der Hörerschaft zu vergolden. Unterstellt man Dauber und Goy ihre gute Absicht, dann ist die herzige Idee doch leider ein gutes Stück zu oberflächlich ausgefallen. Ähnlich altertümlich ausgedrückt wie in ihrem Hörbuch, könnte das der alte lateinische Satz auf den Punkt bringen, der trotz des mageren Ergebnisses wenigstens den guten willen lobt: Ut desint vires, tamen est laudanda voluntas!"
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