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  Leipziger Buchmesse 2005: Der Boom bleibt, die Downloads kommen

mit einem neuen Besucher-Rekord ist die Leipziger Buchmesse am Sonntag (20. März) zu Ende gegangen. 108.000 Messegäste haben der Ausstellung im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung von 6 Prozent beschert. 2.100 Verlage aus 31 Ländern haben von Donnerstag (17. März) bis Sonntag (20. März) ihre Produkte und Programme präsentiert.
Unter dem Motto "Leipzig hört" boten das ARD-Hörbuchforum und das Focus-Hörbuchcafe in der Messehalle 3 ein vielseitiges Programm rund um akustische Literatur. Auch die meisten Hörbuchverlage waren wieder in dieser Halle versammelt.
Nach wie vor ungebrochen ist der Hörbuch-Boom. Im Jahr 2004 konnte die Branche ihre Umsätze nochmals um 14,7 Prozent steigern. Immer vielseitiger wird dabei das Angebot. Immer mehr Verlage versuchen, sich ein Stück aus dem Kuchen herauszuschneiden.
Voll im Trend liegen neue Übermittlungsformen der Bücher zum Zuhören. Mit dem Einstellen von Hörbüchern als Download im Internet möchte die Branche die Fehler vermeiden, die die Musik-Industrie weltweit ein Drittel ihrer Umsätze gekostet haben.
Dr. Kerstin Bäcker von der Anwaltskanzlei Lausen, Anne-Katrin Leenen vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels und Bert Petzold von der Deutschen Grammophon diskutierten am Freitag (18. März) unter Leitung von Klaus Patzak vom Focus über "MP-3-Downloads: Was bei Rechten und Lizenzen zu beachten ist". Ihre Überlegungen richteten sich in erster Linie an Produzentenund Verkäufer von Hörbüchern.
Autoren und Übersetzer von Texten besitzen für ihre Werke ebenso Urheberrechte wie die Komponisten von Musik. Sprecher, Regisseure und Musik-Interpreten verfügen über sogenannte "Leistungsschutzrechte". Umstritten ist derzeit, ob die Veräußerung als Download im Internet als eigenes Recht oder nur als andere Darbietungsformdes selben Produkts zu bewerten ist.
Petzold vermutet, dass rund 10 Prozent der am Markt verfügbaren Hörbücher wenigstens eines der betroffenen Rechte nicht hinreichend geklärt haben. Bäcker warnnte jedoch dringend davor, nachlässig mit diesen Rechten umzugehen. Schon ein einziger Rechtsverstoß könnte die gesamte Produktion auch nachträglich noch kippen.
Gegen den Klau von Rechten beispielsweise durch unlizensierte Downloads wehrt sich der Börsenverein mit einer neuen Arbeitsgruppe. Leenen berichtete von den Anstrengungen, die Piraterie einzugrenzen.
Eine der Gegenstrategien ist das Angebot von Hörbüchern über Download-Shops. Derzeit arbeiten in Europa rund 40 derartige Online-Plattformen. In Deutschland sind seit Ende 2004 zwei solche Plattformen im Netz.
audible.de ist der deutsche Ableger von audible.com. Die US-Plattform hält 51 Prozent der GEschäftsanteile. die restliche 49 Prozent teilen sich der Bertelsmann-Konzern und die Holtzbrinck-Gruppe. audible.de arbeitet nach dem sogenannten "Lizenzmodell": Die Plattform erwirbt alle Rechte für die dort veräußerten Produkte. Beim Download kommt ein Kaufvertragzwischen den Usern und der Plattform zustande.
Nach eigenen Angaben hat audible.de in den ersten drei Monaten seines Bestehens gut 25.000 Hörbücher verkauft. Neben etwa 5.000 Titeln der amerikanischen Mutter umfasste das Sortimentim März 2005 rund 350 deutschsprachige Produktionen.
Das "Vertriebsmodell" bildet den rechtlichen Rahmen von sofort-hoeren.de. Diese Plattform vermittelt Audiobücher als MP-3-Dateien über das Internet. Hier kommt ein Kaufvertrag direkt zwischen den Usern udn dem Produzenten des jeweiligen Hörbuchs zustande.
Nach Bäckers Einschätzung ist diese Vorgehensweise für die Verlage attraktiver als das Lizenzmodell, da sie beim Vertriebsmodell die Rechte selber behalten. Schließlich gebe niemand gerne ohne Not seine Rechte aus der Hand.
Aus diesem Grund arbeiten die Hersteller auch an einem verbesserten Kopierschutz von CDs. Zu diesem Zweck propagierte die Firma Sony anschließend ihre "Network-CD". Diese "NCD" enthält eine einmalige Nummer, die den Käufer identifizierbar macht. Zudem sind neben Musik, einer Lesung oder einem Hörspiel auch Links auf der CD, die den Besitzer über das Internet zu weiteren Angeboten wie beispielsweise einem Gewinnspiel führen. Durch die Nummer kann der Verkäuferden Kunden zuordnen und mehrmaliges Abrufen derselben Angebote verhindern. So macht die "NCD" ihren Käufer zum "Gläsernen Kunden".
Wie wenig die Interessen der Kunden bei vielen gelten, das belegt auch die gleichzeitige Veranstaltung der "LitCologne" und der "AudiobooksCologne". Während die Leipziger Buchmesse das interessierte Publikum nach Sachsen lockte, stand parallel auch der Kölner Gürzenich im Zeichen der akustischen Literatur. Doch trotz der gigantischen Erfolge des Zauberlehrlings Harry Potter können sich auch Hörbuchfreunde nicht zweiteilen. Schade, dass die Kölner Messemacher ausgerechnet vom 17. bis zum 20. März angetreten sind!

Leipziger Buchmesse 2010: Hin und weg
Leipziger Buchmesse 2008: Der Boom verlangsamt sich
Leipziger Buchmesse 2005: Der Boom bleibt, die Downloads kommen
Leipziger Buchmesse 2004: Mit dem Hörbuch erwachsen werden
Leipziger Buchmesse 2003: Hörbücher weiter im Aufwind
Leipziger Buchmesse 2002: Unerhörte Vielfalt

 

 

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